Tom Ellen

Autor*in
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Tom Ellen lebt in London, arbeitet als Journalist und hat bereits für ShortList, Time Out, Vice, talkSPORT, ESPN und Viz geschrieben. Mit Lucy Ivison ist er seit der 6. Klasse befreundet – und zwei Jahre lang waren die beiden sogar ein Paar. Jetzt schreiben Tom und Lucy gemeinsam Bücher. „Sannah & Ham“ ist ihr Debüt.

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Lucy und Tom, ihr habt zusammen ein Buch geschrieben. Wie kann man sich das vorstellen?

TOM: Lucy und ich sind zusammen zur Schule gegangen und waren von 17 bis 19 ein Paar. Nachdem wir uns getrennt haben, blieben wir trotzdem Freunde, und vor ein paar Jahren hatten wir plötzlich die Idee gemeinsam etwas zu schreiben. Wir haben uns erst an einem ziemlich schrecklichen Drehbuch für eine Sitcom versucht, das aber schnell wieder sein lassen. Dann schlug Lucy vor, ein Buch aus zwei Perspektiven zu schreiben. Am Anfang hatten wir eine sehr rudimentäre Vorstellung von dem, was passieren sollte – wir wussten, dass die Geschichte in den sechs Wochen zwischen den Abschlussprüfungen und der Notenvergabe spielen sollte. Also haben wir das genommen, was wir selbst in dem Sommer damals erlebt haben – Partys, Urlaub, ein Musikfestival, erste Joberfahrungen – aber davon abgesehen, haben wir beim Schreiben vieles ohne den anderen entschieden. Dementsprechend war ich oft überrascht über die Hannah-Kapitel, die mir Lucy schickte. Zum Beispiel über die Reise nach Kavos. Ich hatte keine Ahnung, dass Hannah etwas mit Pax anfangen würde. Mir tat Sam etwas leid, um ehrlich zu sein! Aber es hat Spaß gemacht, so zu schreiben. Diese verrückten, chaotischen, spontanen Entscheidungen, die wir für die Figuren getroffen haben, spiegeln ganz gut die verrückten, chaotischen und spontanen Entscheidungen wider, die Teenager nun mal treffen. LUCY: Ich dachte, ein Buch aus der Sicht eines Jungen wäre wirklich cool. Ich will nicht behaupten, dass Frauen nicht aus einer männlichen Perspektive schreiben können oder umgekehrt, ich weiß nur, ich könnte es nicht! Mir war klar, Mädchen würden liebend gerne erfahren, was in dem Kopf eines 18-jährigen Jungen vor sich geht, und Tom könnte das großartig schildern. Das gemeinsame Schreiben funktionierte gut. Es bedeutet, beide investieren etwas. Man kann sich dann einfach nicht mehr drücken, weil man „gerade irgendwie nicht schreiben kann“, denn es gibt jemanden, der bereits Arbeit und Zeit in das Projekt gesteckt hat. Das ist wirklich eine gute Motivation. Tom hat mich damit überrascht, wie plump und eklig Jungen sein können … aber eigentlich weiß ich gar nicht, warum mich das so überrascht hat.

Wenn man Sannah & Ham liest, fühlt man sich selber wieder wie 17, die Charaktere, die Begebenheiten, der Humor, der Ton – alles ist sehr authentisch. Habt ihr aus eurer eigenen Teenager-Erinnerung geschöpft oder habt ihr „Feldstudien“ betrieben?

TOM: Vieles basiert auf unseren eigenen Erfahrungen. Hannah und Sam sind uns beiden sehr ähnlich. Und Sams bester Freund Robin ist meinem besten Freund Robin nachempfunden. Allerdings ist der echte Robin nicht so ein großer Idiot wie der fiktionale. Nicht ganz. Aber er ist genauso besessen von Harry Potter. Lucy hat gerade Mädchen in dem Alter unterrichtet, als wir das Buch schrieben, daher hat sie viele Einblicke in deren Alltag bekommen. Ich hingegen musste in meinen Erinnerungen kramen. Viele der schwachsinnigen Unterhaltungen, die Sam mit seinen Freunden führt, beruhen darauf. Es gibt eine Stelle, an der Robin sagt, dass Ohren die schönsten Körperteile von Mädchen seien – das hat ein Freund von mir immer gesagt. Und an einer anderen Stelle behauptet Robin, er hätte einen „Flotten Dreier“ gehabt. Das hat ein anderer Freund von mir immer behauptet. Dabei ist – wie bei Robin in dem Buch – in Wirklichkeit nur ein Mädchen in das Zimmer geplatzt, in dem er gerade mit einem anderen Mädchen zu Gange war. LUCY: Ich muss meinen Schülerinnen wirklich danken. Ich habe kreatives Schreiben unterrichtet und dadurch wirklich einen Einblick in ihr Leben außerhalb der Schule bekommen. Von ihren Träumen und der Angst, dass sie nicht wahr werden könnten. Es ist schön zu beobachten, wie sie sich vor deinen Augen verwandeln, wie sie Erfahrungen machen, die sie verändern, und wie sie mehr Selbstbewusstsein bekommen. Die Szene, in der Hannah vollgekotzt wird, stammt von einem Mädchen namens Roz, das ich unterrichtet habe, und Stella sieht aus wie meine Schülerin Polly. Polly ist nicht so gemein wie Stella, aber ich habe mir Stella immer wie Polly vorgestellt. Ich habe selten so gelacht wie in der Zeit, als ich diese Mädchen unterrichtete, und mir fiel auf, wie wenige wirklich witzige Bücher es für ältere Teenager gibt.

In Sannah & Ham geht es (unter anderem) darum, wann und mit wem man seine Jungfräulichkeit verliert. Der Weg dahin ist mit vielen Peinlichkeiten und Unsicherheiten gepflastert. Glaubt ihr, euer Buch hilft jungen Menschen das Ganze auch von der komischen Seite zu sehen?

LUCY: Ein Teenager zu sein ist angsteinflößend und stressig und voller Momente, in denen alles ganz furchtbar schiefgehen kann. Der hohe Einsatz, den man ständig bringen muss, die Intensivität, mit der man alles wahrnimmt. Ich weiß nicht, ob man jungen Leuten den Druck nehmen kann, zumal bei all der Bedeutung, die erstem Sex von der Gesellschaft beigemessen wird. Aber ich hoffe zumindest, dass sie durch das Buch erfahren, wie normal es ist, besessen von diesem Thema zu sein, und auszurasten, wenn die Dinge anders laufen, als man es sich erträumt hat. TOM: Ich hoffe vor allem, dass es jungen Leuten vor Augen hält, wie unbeholfen und unsicher JEDER in diesem Alter ist. Vor allem wenn es um Sex und Liebe geht. Ich glaube, es ist möglich, die komische Seite des Ganzen zu sehen. Mich hätte unser Buch mit 17 zumindest beruhigt und es wäre mir eine kleine Hilfe gewesen.

Wie wichtig ist der Rat guter Freunde in Liebesangelegenheiten? Bei Hannah und Sam hat man den Eindruck, sie hätten vielleicht nicht immer darauf hören sollen …

TOM: Sam sollte wirklich nicht Robins Ratschlägen folgen! Aber in der Realität können die Ratschläge von Freunden sehr hilfreich sein. Es ist nur wichtig zu wissen, auf welche Freunde man hören und welche man besser ignorieren sollte. Den Rat von Robin, immer eine Woche zu warten, bis man einem Mädchen eine SMS schreibt, hat ein Freund von mir uns immer gegeben. Ein schrecklicher Ratschlag! Gott sei Dank habe ich ihn nie wirklich befolgt. LUCY: Das Wichtigste, das man lernen muss, wenn man erwachsen wird: Letztendlich musst du selbst wissen, was für dich richtig ist. Hannah ist der Rat ihrer Freundinnen sehr wichtig, aber am Ende lernt sie auch, ihrem eigenen Urteil zu trauen.

Hannah und Sam – das spürt der Leser von Anfang an – sind füreinander bestimmt, da können ihnen während des Sommers noch so viele andere gut aussehende Jungen und Mädchen über den Weg laufen. Woran merkt man denn, ob man die Liebe seines Lebens, seinen „Hummer“ – wie es im Buch immer heißt –, gefunden hat?

TOM: Das ist eine sehr gute Frage. Ich glaube, man hat seinen „Hummer“ gefunden, wenn man in dessen Gegenwart einfach man selbst sein kann. Wenn man nichts vorspielen muss oder cooler rüberkommen möchte, als man wirklich ist. LUCY: Wenn man sich keine Gedanken mehr macht, wie man aussieht oder rüberkommt. Und wenn derjenige einen zum Lachen bringt. Aber es ist schwer, das sofort zu erkennen. In Filmen sagen sie immer. „Ich wusste es einfach …“, aber ich wage zu bezweifeln, dass das jeder sofort weiß.

Welchen Tipp würdet ihr Hannah und Sam geben?

LUCY: Ich hätte Hannah geraten, mehr auf ihren Bauch zu hören. Wenn sie das gemacht hätte, wäre alles einfacher für sie gewesen. Sowohl Hannah als auch Sam glauben, sie stünden im Schatten ihrer besten Freunde, obwohl sie das eigentlich nicht tun. Sie sollten ein bisschen selbstbewusster und entspannter sein! TOM: Ich hätte Sam auf jeden Fall geraten, etwas selbstbewusster zu sein, denn alle Probleme in dem Buch rühren daher, dass er selbst nicht viel von sich hält. Er glaubt, Hannah fände andere Jungen besser als ihn und das ist (meistens) nicht der Fall. Abgesehen von all ihren Sorgen und Bedenken sind sie beide doch eigentlich sehr cool! Ich hoffe, sie werden das noch herausfinden, wenn sie etwas älter sind – an der Uni zum Beispiel.

Was wünscht ihr euren Lesern?

TOM: Ich hoffe sehr, dass sie das Buch gerne lesen, dass sie dabei Spaß haben und dass es ihnen vielleicht den ein oder anderen beruhigenden Hinweis darauf gibt, wie es ist 17 zu sein und manchmal etwas unsicher. LUCY: Es ist nicht schlimm, wenn ihr euch unbeholfen und linkisch fühlt, das ist völlig normal. Auch Leute, die vollkommen entspannt wirken und so tun, als hätten sie alles unter Kontrolle, sind unsicher. Jeder Mensch hat vor irgendetwas Angst.